
nine miniatures on the folklore of plants
Arr. Richard Elliot Haynes (2026)
«Heimkommen» lässt Zeit und Raum vergessen: Mikrotonale Klangsprachen in der amerikanischen Just Intonation-Tradition verbinden sich mit Jazz-, Renaissance- und Volksmusik-Einflüssen zu einem ausserirdischen «Alien Folk».
Vicente Atria sucht nach einer Musik, die für alle Menschen Heimat werden kann. Dafür erforscht er historische und aktuelle Volksmusik, die er für dieses Projekt besonders auf die Schweiz und Siebenbürgen ausweitet und mit Überlieferungen aus dem Vizekönigreich Peru verbindet. So schafft er imaginäre, spekulative Überschneidungen von Musikpraxen und dadurch eine Utopie von alternativen Realitäten, die losgelöst von Raum und Zeit sind.
Francesca Gaza schlägt die Brücke von einer zeitgenössischen, zum Teil vom Jazz gefärbten Tonsprache zurück zu Barock und Renaissance. Bezugnehmend auf Bernd Alois Zimmermanns Begriff von der «Kugelförmigkeit der Zeit» verbindet Gaza Stilistiken aus verschiedenen Epochen und Kulturen mit dem Wissen vergangener Generationen, ihren unaufgeregten und spielfreudigen Traditionen und Praktiken.
Den beiden Uraufführungen wird das für Proton zum Oktett verwandelte «String Quartet No. 4 – Amazing Grace» von Ben Johnston zur Seite gestellt. Scheinbar schlicht, tatsächlich jedoch auf raffiniert komponierte Weise erklingt darin die Melodie des Kirchenhymnus «Amazing Grace», der sich über die Jahrhunderte tief in die amerikanische Folklore eingeschrieben hat und durch seine Bekanntheit ein Gefühl von Heimkommen auslöst.